Stell Dir vor, du zapfst dir ein kühles Blondes und fragst Dich, warum es so schön bitter oder mild schmeckt. Das liegt nicht nur am Hopfen, sondern auch an der Zusammensetzung des Wassers. Der pH-Wert, die Restalkalität und die Konzentration von Ionen wie Chlorid, Sulfat und Magnesium, sind hier die heimlichen Stars. Diese Wertebeeinflussen, wie das Malz in der Maische reagiert und wie die Hefe später ihre Arbeit macht.
Aber das ist noch nicht alles! Die Wasseraufbereitung ist ein spannender Teil des Brauens. Durch die Zugabe von Salzen oder Sauermalz kann man den pH-Wert und die Gesamthärte des Wassers anpassen, um das perfekte Verhältnis von Säure und Karbonsäure zu erreichen. Das Leitungswasser, das wir täglich trinken, muss oft erst aufbereitet werden, um die richtige Säurekapazität zu erreichen und zum Brauwasser zu werden. Lass uns mal genauer hinsehen.
Der Unterschied zwischen Trinkwasser und Brauwasser.
Grundsätzlich muss Brauwasser Trinkwasserqualität entsprechend der gültigen Trinkwasserverordnung aufweisen.
Der Unterschied zwischen normalem Wasser und Brauwasser liegt in seiner chemischen Zusammensetzung und den spezifischen Anforderungen, die es beim Brauen erfüllen muss.
Leitungswasser ist das Wasser, das wir täglich verwenden und trinken. Es ist für den menschlichen Konsum aufbereitet und enthält eine bestimmte Menge an Mineralien und Salzen, die je nach Region variieren können.
Brauwasser hingegen ist speziell auf die Bedürfnisse des Brauprozesses abgestimmt. Der pH-Wert ist ein kritischer Faktor, da er die Enzymaktivität in der Maische beeinflusst. Ein optimaler pH-Wert sorgt dafür, dass die Enzyme effizient arbeiten, was den Zuckerabbau aus dem Malz verbessert und somit den Geschmack und die Qualität des Bieres beeinflusst.
Restalkalität, Mineralien, Wasserhärte.
Besonders wichtig ist die Restalkalität des Wassers. Eine hohe Restalkalität kann den pH-Wert der Maische erhöhen und zu einem weniger wünschenswerten Biergeschmack führen.
Zusätzlich spielen Mineralien wie Chlorid und Sulfat eine bedeutende Rolle. Chlorid kann die Süße und Vollmundigkeit des Bieres verstärken, während Sulfat die Bitterkeit betont. Das Verhältnis dieser Ionen wird genau kontrolliert, um den gewünschten Geschmack zu erreichen.
Die Aufbereitung des Brauwassers umfasst auch die Anpassung der Gesamthärte durch Zugabe oder Entfernung von Kalzium- und Magnesiumionen. Diese Mineralien sind wichtig für die Hefeaktivität und die Klärung des Bieres. Doch wie genau wird aus Wasser nun Brauwasser?
Aufbereitung von Brauwasser.
Die Aufbereitung von Brauwasser ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass das Wasser genau richtig für den jeweiligen Bierstil ist. Man kann sagen, dass sich der Prozess auf fünf wesentliche Schritte zusammenfassen lässt:
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pH-Wert anpassen: Der pH-Wert ist entscheidend dafür, wie gut die Enzyme in der Maische arbeiten. Um den pH-Wert richtig einzustellen, wird oft Milchsäure oder Sauermalz hinzugefügt. Diese helfen, den pH-Wert zu senken und den Geschmack des Bieres auszugleichen.
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Restalkalität kontrollieren: Die Restalkalität wird durch den Gehalt an Hydrogencarbonat-Ionen bestimmt. Eine hohe Restalkalität kann den pH-Wert der Maische erhöhen und den Geschmack negativ beeinflussen. Durch Zugabe von Säuren oder speziellen Salzen wird die Restalkalität gesenkt, um den pH-Wert zu stabilisieren.
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Mineralien anpassen: Mineralien wie Kalzium, Magnesium, Chlorid und Sulfat beeinflussen den Geschmack des Bieres. Kalzium hilft der Hefe und klärt das Bier, Chlorid macht es süßer und voller, während Sulfat die Bitterkeit verstärkt. Durch die Zugabe von Salzen wird das richtige Verhältnis dieser Mineralien erreicht.
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Wasser weicher machen: In Gegenden mit hartem Wasser kann es nötig sein, das Wasser weicher zu machen. Das geht mit Methoden wie Ionenaustausch oder Umkehrosmose, die überschüssige Mineralien entfernen.
Mit diesen Schritten wird das Brauwasser so aufbereitet, dass es den Brauprozess optimal unterstützt und das Bier den gewünschten Geschmack bekommt. Jede Anpassung wird sorgfältig vorgenommen, um die bestmögliche Qualität des Bieres zu erreichen.
Regionale Wasserquellen und das Brauwasser.
Die regionalen Wasserquellen haben eine große Rolle dabei gespielt, wie sich verschiedene Bierstile entwickelt haben. Früher hatten Brauereien nicht die Möglichkeit, das Wasser großartig zu verändern, also mussten sie mit dem arbeiten, was die Natur ihnen bot. Und das hat den Geschmack des Bieres stark beeinflusst.
Mineralarmes Pilsener.
In Pilsen, Tschechien, ist das Wasser besonders weich und mineralarm. Diese Eigenschaften sind ideal für die Herstellung von hellen, hopfenbetonten Bieren wie dem Pilsner. Das weiche Wasser sorgt dafür, dass die Bitterkeit des Hopfens gut zur Geltung kommt, ohne das Bier zu hart schmecken zu lassen.
Kalziumreiches Ale.
Ganz anders sieht es in Burton-on-Trent in England aus. Dort ist das Wasser reich an Kalzium und Sulfaten, was perfekt für kräftige Ales ist. Die Sulfate verstärken die Bitterkeit des Hopfens und machen das Bier trocken und knackig. Diese Wasserzusammensetzung hat dazu beigetragen, dass die Region für ihre Ales berühmt wurde.
Mineralreiches Münchener Dunkel.
In München ist das Wasser härter und mineralreicher, was es ideal für dunkle Biere wie das Münchner Dunkel macht. Die Mineralien im Wasser unterstützen den malzigen Charakter und verleihen dem Bier einen vollmundigen, weichen Geschmack.
Diese regionalen Unterschiede haben nicht nur die Bierstile geprägt, sondern auch die Brautechniken und die Entwicklung der Brauindustrie in diesen Gebieten beeinflusst. Auch wenn Brauereien heute ihr Wasser aufbereiten können, um jeden erdenklichen Bierstil zu brauen, entscheiden sich viele bewusst dafür, die traditionellen Wasserprofile zu nutzen, um den authentischen Geschmack ihrer regionalen Bierstile zu bewahren. So auch die Flensburger Brauerei!
Die Flensburger Gletscherquelle.
Die Flensburger Brauerei bezieht ihr Brauwasser aus der Flensburger Gletscherquelle, die während der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren entstanden ist. Diese Quelle, geschützt durch tiefe Gesteinsschichten, liefert kristallklares Wasser, das nicht nur den Anforderungen des deutschen Reinheitsgebots entspricht, sondern auch als natürliches Mineralwasser gilt.
Das Wasser wird aus bis zu 240 Meter tiefen artesischen Brunnen gefördert und jährlich etwa 330 Millionen Liter davon für die Bierproduktion und andere Zwecke genutzt. Neben der Bierherstellung wird das Wasser auch in Bügelverschlussflaschen als Mineralwasser abgefüllt, das durch die Zugabe von Kohlensäure das charakteristische plop‘ ertönen lässt.
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