Haustrunk: Der traditionelle Brauerei-Bonus für die Belegschaft.
Der Haustrunk gehört bei Brauereien zur Tradition
Für Bierbegeisterte wahrscheinlich ein Traum, aber wirklich wahr: Bei der Flensburger Brauerei bekommt jeder Beschäftigte bis zu 40 Liter Bier pro Monat zusätzlich zum Lohn. Warum? Ganz einfach, weil der sogenannte Haustrunk eine gute alte Tradition des Brauereigewerbes ist.
Zwar ist, im Gegensatz zu den Anfängen dieser Tradition, Alkohol bzw. der Bierkonsum während der Arbeitszeit längst verboten und natürlich kann die zugestandene Menge inzwischen auch in Form von alkoholfreien Getränken bezogen werden – am beneidenswerten Bonus der Brauereimitarbeiter wird aber ansonsten nicht gerüttelt. Tatsächlich hatte der Haustrunk anfangs einen praktischen Hintergrund.
Haustrunk gegen Durst und Diebstahl
Ursprünglich führten die Brauereien den Haustrunk aus nachvollziehbaren Gründen ein: Die zumeist schwer körperlich tätigen Brauereimitarbeiter sollten während der Arbeitszeit ihren Durst direkt stillen können, ohne einen Diebstahl zu begehen. Als Bemessungsgrundlage für die Abgabe-Menge wurde der Tagesverbrauch der Arbeiter herangezogen: Bayerische Brauereien sollen laut Historikern im Jahr 1880 bis zu zehn Liter am Tag pro Mann ausgegeben haben. Allerdings erstreckt sich der Arbeitstag zu dieser Zeit auch noch auf über 12 Stunden.
Für den Haustrunk wurden zum Teil eigene Abfüllungen oder markierte Gebinde bereitgestellt, zum Teil durften sich die durstigen Angestellten auch direkt in der Produktion bedienen. Um die Menge kontrollieren zu können, die während der Schicht konsumiert wurde, führten einige Brauereien für den Haustrunk eigene Biermarken ein, die nur an bestimmten Ausgabestellen (dem sogenannten Stern) eingelöst werden konnten.
Selbstverständlich sollten einfache Brauereimitarbeitende aber auch ihren Privatbedarf mit dem Bier der Brauerei decken können, für die sie arbeiteten. So entstand beispielsweise der Brauch, während der Arbeitszeit zum Löschen des Durstes das eine oder andere Pils vom Band zu nehmen, während für den Hausgebrauch Helles als Haustrunk abgegeben wurde.
Auch in anderen Branchen war und ist der Haustrunk (oder Deputatlohn) gute Tradition, etwa im Weinanbau oder auch bei Mineralwasser-Abfüllern.
Heutzutage können die Brauereimitarbeitenden unserer Flensburger Brauerei ihre Kontingente zweimal die Woche bei der Haustrunk-Luke gegen Kästen und Fässer eintauschen.
Haustrunk bei FLENS
Der Haustrunk als steuerfreier geldwerter Vorteil
Wie so vieles ist auch der Haustrunk in Deutschland gesetzlich geregelt: Laut Biersteuerverordnung ist das Bier, das als Haustrunk unentgeltlich an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer abgegeben wird, von der Steuer befreit. Trotzdem obliegt der Haustrunk als Sachleistung dem Steuerrecht und wird als Lohnanteil und geldwerter Vorteil eingestuft.
Nicht zuletzt ist der Haustrunk in den Tarifverträgen des Brauereigewerbes fest verankert: 36 Liter (Bier) sollen es demnach mindestens für jeden Brauereimitarbeiter und jede Mitarbeiterin sein. Wichtig: Es ist grundsätzlich verboten, die unentgeltlich abgegebenen Getränke privat zu verkaufen.
Der Haustrunk ist kein Freitrunk
Verwechselt wird der Haustrunk gern mal mit dem Begriff Freitrunk. Während der Haustrunk aber nur für Angestellte der Brauerei gilt, bedeutet der Freitrunk gewissermaßen Freibier für Menschen außerhalb der Brauerei: Vor allem in der Landwirtschaft wurden u. a. Erntehelfern und -helferinnen kostenlose Getränke als Freitrunk angeboten, um den Arbeitern und Arbeiterinnen eine Art Belohnung oder Erfrischung zu bieten. Dabei handelt es sich zudem meist nicht um Bier, sondern eher um Wasser, Limonade oder alkoholfreie Erfrischungsgetränke.
Brauereibesichtigung mit Freitrunk
Wer jetzt schon vor Neid ganz grün oder zumindest (wissens-)durstig geworden ist, dem empfehlen wir – neben unserer Karriereseite – eine Brauereibesichtigung in unserer Flensburger Brauerei. Auf der Tour gibt es einiges zu entdecken, zu lernen – und am Ende selbstverständlich auch etwas zu trinken: Die abschließende Verkostung ist quasi unser Freitrunk für unsere Gäste! Es lohnt sich also – aber nicht nur deshalb.